» Interview mit Daniel Osterbrock –
Stemweder-Berg-Schule «
Vorname, Name: Daniel Osterbrock
Unterrichtsfächer: Biologie
Schule: Stemweder-Berg-Schule
Neugier und Mut, Grenzen zu verschieben!
Lieber Herr Osterbrock,
wir begrüßen Sie zu unserem Interview und freuen uns, mehr von Ihrem Forschungsflug an den Rand des Weltalls zu erfahren:
Unterrichten Sie Fächer mit naturwissenschaftlichem Hintergrund? Was fasziniert Sie besonders an Naturwissenschaft?
Ich unterrichte Biologie, interessiere mich aber sehr für Wissenschaft im Allgemeinen und finde es sehr spannend, wie diese Fächer eine Brücke zwischen Theorie und erfahrbarer Realität schlagen. Besonders in Zeiten, in denen Themen wie Klimawandel, Künstliche Intelligenz oder eben Raumfahrt unsere Zukunft maßgeblich prägen, sind naturwissenschaftliche Kompetenzen wichtiger denn je.
Gerade die aktuellen Entwicklungen in der Raumfahrt – Mars-Missionen oder Satellitentechnologie, sei es die private Raumfahrt – zeigen, wie nah Wissenschaft und Zukunftsvisionen beieinanderliegen.
Das Stratosphärenprojekt ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn Kinder erkennen, dass sie eigenständig Experimente in 40 Kilometer Höhe schicken können, wächst in ihnen der Glaube, dass sie auch andere große Herausforderungen angehen und meistern können.
Naturwissenschaft bedeutet für mich deshalb nicht nur Formeln und Fakten, sondern auch Neugier und den Mut, Grenzen zu verschieben. Genau das möchte ich meinen Schüler*innen mit auf den Weg geben.
Wie kam es zur Idee, mit Schüler*innen ein Stratosphärenprojekt zu starten?
Die Idee, mit Schüler*innen ein Stratosphärenprojekt zu starten, entstand im Rahmen eines Unterrichtsfachs zum themenorientierten Arbeiten. Ziel war es, den Lernenden eine praxisnahe, fächerübergreifende Herausforderung zu bieten, bei der sie eigenständig planen, forschen und kreativ arbeiten können.
Die spannende Aufgabenstellung – ein Foto vom Rand des Weltalls zu machen – bot eine einzigartige Gelegenheit, naturwissenschaftliche und technische Inhalte mit einem realen Ziel zu verbinden. So wurde das Projekt zu einer motivierenden Lernerfahrung, die Teamarbeit, Problemlösekompetenz und Begeisterung für Wissenschaft und Technik förderte.
Welche Schüler*innen durften mit auf diese besondere Reise gehen und nach welchen Kriterien wurde ausgewählt (Alter, Kurs etc.)?
Teilgenommen haben alle Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse der Stemweder-Berg-Schule. Damit jedes Kind aktiv mitwirken und eigene Ideen einbringen konnte, wurde das Projekt in vier Durchgänge unterteilt. In jedem Durchgang arbeitete eine Gruppe von etwa 20 Schüler*innen gemeinsam an den verschiedenen Aufgaben rund um den Stratosphärenflug.
Wie haben Sie das Projekt finanziell auf die Beine gestellt? Gab es Förderungen, Spenden oder kreative Eigenlösungen?
Finanziert wurde das Projekt durch die großzügige Unterstützung der Dr.-Jürgen-und-Irmgard-Ulderup-Stiftung. Dafür sind wir sehr dankbar, denn ohne diese Hilfe wäre die Umsetzung des Stratosphärenflugs deutlich schwieriger gewesen. Man kann solch einen Flug auch mit einem kleineren Budget durchführen, dank der finanziellen Förderung hatten wir aber den pädagogisch wichtigen Effekt, alle gewünschten Komponenten einzusetzen und das Projekt genau nach unseren Vorstellungen im Hinblick auf den Lernerfolg der Schüler*innen umzusetzen.
Wertvoller Tipp durch Stratoflights: Unter dem folgenden Link finden Sie wertvolle Hinweise wie ein solches Projekt nicht nur finanziell unterstützt, sondern sogar kostenlos möglich sein kann: zum Thema Finanzierung.
Geben Sie uns einen Blick hinter die Kulissen: Wie war das Projekt im Schulalltag verankert (Unterrichtseinbindung, AG, Projektwoche)? Wie sah der zeitliche Ablauf aus?
Das Stratosphärenprojekt war im Schulalltag fest im Rahmen des fächerübergreifenden Unterrichts „TheA“ (themenorientiertes Arbeiten) verankert. Jede Gruppe arbeitete über einen Zeitraum von acht Wochen mit jeweils vier Unterrichtsstunden pro Woche an dem Projekt.
Diese regelmäßige Einbindung ermöglichte es uns, tief in die Thematik einzutauchen, verschiedene Lösungsansätze zu entwickeln und auszuprobieren sowie technische und organisatorische Herausforderungen im Detail zu bearbeiten. Auch wenn das Projekt grundsätzlich in deutlich kürzerer Zeit umsetzbar wäre, bot uns dieses Zeitfenster den wertvollen Raum für gründliches, kreatives und kooperatives Arbeiten.
Erzählen Sie uns vom großen Tag: Wie liefen die Startvorbereitungen, der eigentliche Flug und die Bergung ab? Gab es unerwartete Herausforderungen – und wie wurden diese gemeistert?
Der Starttag war aufregend. Nach mehreren Verschiebungen aufgrund von Nebel und starkem Wind hatten wir dieses Mal optimale Bedingungen: strahlender Sonnenschein und eine berechnete Flugroute mit einem Landegebiet nur etwa 40 km entfernt. Besser hätte es kaum sein können.
Das gleichzeitige Befüllen des Ballons, die technische Vorbereitung und das Befestigen der Sonde waren zwar eine Herausforderung, konnten aber dank der hilfreichen Checkliste auf der Website von Stratoflights gut organisiert werden.
Der Flug selbst verlief erstaunlich problemlos und der Ballon stieg bis auf fast 38.000 Meter. Auch die Bergung gestaltete sich dank der präzisen Flugroutenvorhersage unkompliziert: Die Sonde landete mitten auf einem Acker.
Für einen kurzen Moment stieg die Spannung allerdings deutlich an, als wir vergeblich auf die Wiederaufnahme des GPS-Signals warteten. Der Wetterballon war höher gestiegen als erwartet, sodass wir das Signal deutlich später empfingen als berechnet. Als uns der Standort dann aber endlich angezeigt wurde, war die Erleichterung umso größer.
Das Video zur Mission ist nicht nur informativ, sondern auch richtig mitreißend: Wie ist es entstanden? Waren Ihre Schüler*innen selbst für den Schnitt verantwortlich?
Leider war im aktuellen Durchgang nicht genügend Zeit, um die Schüler*innen aktiv in die Videobearbeitung einzubinden. Daher hat der betreuende Lehrer den Schnitt übernommen. Die Videoaufnahmen selbst stammten von der schuleigenen digitalen Schülerzeitung stemwederbergnews.
Für den nächsten Projektstart ist eingeplant, die Kinder auch in den Prozess des Videoschnitts einzubeziehen und den Aufstieg in Kooperation mit den stemwederbergnews videografisch festzuhalten.
Im Video sehen wir spannende Experimente an Bord: Wer hatte die Ideen dazu? Wurden wissenschaftliche Hypothesen aufgestellt und konnten diese im Flug überprüft werden?
Die Ideen für die Experimente an Bord stammten überwiegend von der von Stratoflights zur Verfügung gestellen Experimentiersammlung aus der Unterrichtsreihe Stratosphärenflug. Die Schüler*innen stellten wissenschaftliche Hypothesen auf, die sie während des Fluges überprüfen konnten. Dabei konnten sie zum Beispiel nachweisen, dass der Luftdruck mit zunehmender Höhe sinkt – sichtbar am Beispiel eines Schokokusses, der sich durch den geringeren Außendruck aufbläht.
Außerdem zeigten ihre Experimente mit Flüssigkeiten, dass die Temperatur in größeren Höhen nicht gleichmäßig sinkt, sondern Schwankungen unterliegt. Die Auswertung der Kameraaufnahmen und Messdaten hat viele Vermutungen bestätigt, aber auch spannende neue Fragen aufgeworfen.
Wie kam das Projekt bei Ihren Schüler*innen an – und bei Ihnen selbst? Können Sie sich vorstellen, nochmal eine Mission zu starten? Was würden Sie diesmal anders machen?
Den Schüler*innen und mir hat das Projekt sehr gut gefallen. Ich werde auch im nächsten Schuljahr wieder einen Stratosphärenflug mit unseren 6. Klässlern durchführen. Beim nächsten Mal werden wir weitere Kameraperspektiven einrichten und die Experimente erweitern.
Was würden Sie Kolleg*innen raten, die mit dem Gedanken spielen, ein ähnliches Projekt zu starten – aber noch zögern? Welche Tipps haben Sie aus Ihrer Erfahrung heraus?
Einfach anfangen! Es wirkt anfangs komplex, aber mit guter Planung und dem ausführlichen Handbuch von Stratoflights sowie der App ist es auf jeden Fall machbar. Wichtig sind klare Aufgabenverteilung, Zeitpuffer und vor allem: Schüler*innen ernst nehmen und ihnen Verantwortung übergeben.
Vielen Dank für das Interview und die tollen Einblicke in Ihr Projekt.
Team Stratoflights
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