» Interview mit Larissa Krämer –
Grundschule Fredenbeck «

Das folgende Interview wurde mit einer jungen und engagierten Lehrerin aus Fredenbeck geführt um aufzuzeigen, dass unser Schulprojekt am Rande des Weltalls nicht nur ein Projekt für die Oberstufe ist, sondern vom Umfang an alle Altersklassen und Schulformen individuell angepasst werden kann. Überzeugen Sie sich selbst:

An welcher Schule sind Sie Lehrer?
An der Grundschule Fredenbeck.

Welche Fächer unterrichten Sie?
Deutsch, Sachunterricht, Englisch, AGs im MINT-Bereich.

Wie sind Sie auf dieses Projekt aufmerksam geworden?
Werbung per Mail an die Schule.

Hatten Sie Ängste/ Bedenken dieses Projekt durchzuführen?
Ja, ich hatte Bedenken. Zuerst war ich nicht sicher, ob ich selbst alle technischen und praktischen „Hürden“ bewältigen könnte. Zudem kostet die Durchführung einiges an Geld für eine Grundschule, sodass ich Angst hatte, dass etwas schief gehen und wir kein Ergebnis haben könnten. Außerdem stellte sich mir die Frage, wie wir die Grundschüler in das Projekt einbinden können. Besonders zum Endspurt hin war ich selbst sehr aufgeregt, habe immer wieder die Technik „gecheckt“, das Wetter beobachtet und die voraussichtliche Flugroute berechnen lassen.

Was war der ausschlaggebende Grund dieses Projekt durchzuführen?
Ich war selbst so begeistert über die Möglichkeit mit einem „Ballon“ Aufnahmen aus der Stratosphäre zu machen – ich wollte nicht nur Aufnahmen anderer im Internet anschauen, sondern selbst den Versuch wagen und für die Schule ein außergewöhnliches „Event“ planen und durchführen, das bei den Schülern Erstaunen auslöst und sie auch stolz macht, selbst so ein Projekt zu erleben und mitzugestalten.

Sind noch andere Lehrer involviert?
In erster Linie habe ich das Projekt geleitet und vorbereitet, mir aber immer wieder Hilfe geholt. Am Starttag und insbesondere bei der Bergung gab es Unterstützung von Kollegen, Hausmeistern und Freunden.

Wie haben Ihre Schülerinnen und Schüler auf dieses Projekt reagiert?
Die Schüler (4. Klässler) waren aufgeregt und begeistert. Zuerst herrschte Zweifel über die Möglichkeit, solche Aufnahmen von der Erde zu machen. Ihrer Meinung nach könnte ein Ballon niemals höher als ein Flugzeug fliegen. 😉

Welche Ziele haben Sie mit dem Projekt verfolgt?
Bei unserer Zielgruppe (Grundschüler) standen keine wissenschaftlichen mathematischen oder physikalischen Erkenntnisse im Mittelpunkt. In erster Linie ging es uns darum, die Schüler zum Staunen zu bringen: Wie sieht unser Zuhause, unser Ort, unsere Umgebung, unsere Erde eigentlich von oben aus? Was umgibt unsere Erde?
Außerdem diente das Projekt u. a. auch dazu, auf die Klimaveränderungen aufmerksam zu machen. Der Wetterballonstart und das spätere Anschauen des Videos dienten als Gesprächsanlass in den einzelnen Klassen (Wohin fliegt der Ballon? Was umgibt unsere Erde? Wie verändert sich die Atmosphäre und warum/wodurch?, …).
Der Wetterballonstart war auch als „Startschuss“ für die Mitarbeit im Netzwerk „Schule im Aufbruch“ gedacht. Dieses setzt sich für die Transformation des Bildungswesens ein und versucht dabei insbesondere die 17 Global Goals (Ziele für eine bessere Welt) ins Bewusstsein zu rücken.

Wie haben Sie das Projekt in Ihren Unterricht implementiert?
Das Projekt wurde im Rahmen einer Projektwoche „Wir und das Weltall“ durchgeführt. Innerhalb der 13 Klassen der Schule wurden verschiedene Themen rund um das Weltall bearbeitet (verschiedene Planeten, Raumfahrt, Mond(phasen), …). Eine vierte Klasse wurde beim Bau der Sonde beteiligt. Außerdem erstellten die Schüler Erklärvideos mit der Legetricktechnik zu verschiedenen Themen rund um den Wetterballonstart (Wie sind Ballon und Sonde aufgebaut? Was muss alles „geregelt“ werden? Wie läuft der Starttag ab? Was passiert nachdem der Wetterballon gestartet ist?).

Erklärvideos:

Haben Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler das gesteckte Ziel erreicht und wie hat Ihnen das Projekt gefallen?
Ich denke, dass dieses Projekt für alle Schüler und auch Lehrer unserer Schule unvergessen bleibt. Wir haben beeindruckende Bilder aufgenommen, die immer noch alle faszinieren und bei den Kindern Erstaunen auslösen. Das Projekt wird uns helfen, unseren Weg der Schule im Aufbruch mit dem Fokus auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu beschreiten. Es hat uns geholfen, den Kindern „ihre“ Welt als etwas Schützenswertes näher zu bringen.

Wie werden die Ergebnisse aufbereitet?
Die Aufnahmen wurden zu einem Video geschnitten. Dieses haben wir als „Premiere“ in einer Aulaveranstaltung mit allen Schülern der Schule angeschaut. Nun ist es auf unserer Schulhomepage veröffentlicht. Die Sonde und die Überreste des Ballons sowie ein Bericht aus der Zeitung haben wir in einer Vitrine in der Schule ausgestellt.

Ergebnisvideo:

Würden Sie das Projekt erneut durchführen?
Die Ängste und Bedenken, die ich vor und teilweise während der Durchführung des Projekts hatte, sind nun verschwunden, sodass ich das Projekt ggf. noch einmal durchführen würde. Allerdings ist es nicht „mal eben“ machbar, das Budget für das Projekt zur Verfügung zu haben und außerdem müsste man beim nächsten Mal den Schwerpunkt/die Ziele dann verändern und differenzieren. Denkbar wäre z. B. dann eher in Richtung Wetter-/Klimabeobachtung zu arbeiten, die Sonde noch anders auszustatten und vor allem die Aufnahmen des Datenloggers im Nachhinein mit den Schülern gezielt auszuwerten. Da mir der gesamte Ablauf und die Vorbereitungen jetzt aber selbst leichter von der Hand gehen würden, würde ich mich auch trauen, Schüler noch mehr einzubeziehen und vor allem entspannter an das Projekt heranzugehen.

Wie gut bereitet Sie unser Informationsmaterial wie Anleitungen, Tutorial und die Informationen auf unserer Webseite auf das Projekt vor?
Die Anleitungen und Tutorials auf der Webseite sind sehr ergiebig und hilfreich. Die meisten Fragen konnten damit gleich geklärt werden. Gewünscht hätten wir uns noch etwas ausführlichere Informationen zum Ablauf des Starts (Füllen des Ballons, Befestigen der Sonde, „Loslassen“ des Gespanns) und vielleicht Hinweise zu den Startbedingungen: Wann kann der Ballon mit gutem Gewissen gestartet werden? Wind? Regen?
Anmerkung von Stratoflights: Diese Vorschläge haben wir dankend angenommen. Unser Tutorial wird in den nächsten Wochen maßgeblich erweitert!

Sind Sie mit unserem Equipment (Profiset) zufrieden?
Wir waren mit dem Equipment sehr zufrieden. Alles ist gut vorbereitet. Man hat sozusagen direkt ein „Gesamtpaket“. Der Bau der Sonde ist einfach. Gekauft werden musste zusätzlich nur ausreichend Klebeband, die Kamera, eine SIM-Karte für den GPS-Tracker und Batterien, die es aber ja auch im Shop gibt. Wir haben uns außerdem noch für den Datenlogger entschieden. Für unsere Zwecke war die Größe des Ballons (1600) auf jeden Fall ausreichend.

Wie anspruchsvoll ist das Projekt?
Meiner Meinung nach ist das Projekt für Lehrer mit etwas Technikverständnis gut zu organisieren und durchzuführen. Trotzdem sollte man sich auf jeden Fall Hilfe aus dem Kollegium oder von außerhalb holen. Für Grundschüler ist die Umsetzung anspruchsvoll. Die Lehrkraft muss die Arbeit gut vorbereiten und entlasten und einzelne Bereiche auswählen, die mit den Kindern gemeinsam gestaltet werden können (z. B. Zusammenbau der Sonde, Gestaltung der Sonde/Formulierung eines Briefs, Erstellung von Infomaterial für Außenstehende (z. B. Erklärvideos, Präsentation, Plakate, Ausstellung, …)). Denkbar wäre auch, interessierte Eltern mit einzubinden. Besonders am Starttag wird Hilfe benötigt (Check der Technik, Füllen des Ballons, Suchen der Sonde, etc.).

Wie wurde das Projekt finanziert?
Wir haben das Projekt aus eigenen Schulveranstaltungen finanziert. Sicherlich ist es aber auch möglich, Firmen der Umgebung mit „ins Boot“ zu holen und Spenden zu bekommen sowie den Förderverein um Hilfe zu bitten.

Welche Herausforderungen gab es im Laufe des Projektes und wie konnten diese gelöst werden?
Erst einmal gilt es zu bedenken, dass alle Genehmigungen etc. wirklich rechtzeitig beantragt werden – die Bearbeitungszeit in den Behörden war teilweise sehr lang. Leider muss dadurch aber auch mit großer Vorlaufzeit ein Tag für den Start ausgewählt werden, sodass die Wetterlage noch nicht verlässlich vorhersehbar ist. Bei unserem ersten Versuch hatten wir einen sehr windigen Tag erwischt.
Eine Herausforderung, die uns viel Zeit gekostet hat, war es, die Kameras so einzustellen, dass die Aufnahmezeit lang genug für den gesamten Flug ist. Wir haben lange daran getüftelt, Einstellungen immer wieder verändert und Tests durchgeführt bis wir schließlich zu einem annehmbaren Ergebnis kamen. Beide eingebauten Kameras haben schließlich den ganzen Flug gefilmt. Die Bergung der Sonde hat sich schlussendlich als viel leichter herausgestellt als vorher befürchtet. Die Berechnung der Flugroute war schon relativ genau und das GPS-Signal ganz eindeutig.
Anmerkung von Stratoflights: Holen Sie sich direkt bei der Anmeldung mehrere Ausweichtermine bei der Behörde ein. Dies ist kostenlos möglich.

Wünsche und Anmerkungen für Verbesserungen?
Vielen Dank für die Unterstützung – auch kurzfristig telefonisch! Vielen Dank vor allem auch für die Ermunterung zu Beginn der Planung, das Projekt ohne eure direkte Hilfe vor Ort selbst durchzuführen!

Larissa Krämer
Grundschule Fredenbeck

(http://wordpress.nibis.de/gsfreden/)